Sonntag, 5. Mai 2013

Der Bodenseereiter in Überlingen.


Der Bodenseereiter von Bildhauer Peter Lenk.

Peter Lenk (* 6. Juni 1947 in Nürnberg) ist ein deutscher Bildhauer aus Bodman-Ludwigshafen am Bodensee. Er stellt auf satirische Art direkt heraus von ihm empfundene gesellschaftliche Missstände dar. (Quelle Wikipedia)

 

Handlung:

Ein Reiter in Eile beabsichtigt, den Bodensee zu erreichen, und diesen mit einem Fährkahn zu überqueren. Es ist tiefer Winter, und so verpasst er das Ufer und überquert den zugefrorenen und verschneiten See unabsichtlich, weil er ihn für eine baumlose, unbebaute Ebene hält. Am anderen Ufer angekommen erkennt er die Gefahr, in der er gewesen ist. Während verschiedene herbei gekommene Leute ihn beglückwünschen und einladen, verliert der Reiter vor Schreck die Besinnung und fällt tot vom Pferd.




Der Brunnen Bodenseereiter ist ein Kunstwerk des Bildhauers Peter Lenk in Überlingen. Der Brunnen wurde 1999 errichtet und wurde vor allem als Karikatur und groteskes Denkmal für den am Ort ansässigen Dichter Martin Walser bekannt.

Die Stadt Überlingen wünschte eine Darstellung von Gustav Schwabs Ballade   Der Reiter und der Bodensee.

Lenks augenzwinkernde Realisierung dieses Wunsches zeigt einen widerwillig vorwärts strebendem Gaul, darauf freudlos und starr vor Unbehagen Martin Walser. Statt Stiefeln trägt der Reiter Schlittschuhe. Der Künstler Lenk führt aus:

„Dichter – unsterblichkeitsberechtigt – Eiskunstläufer zu Pferde auf den zugefrorenen Seen Deutscher Geschichte. Er steigt erst ab, wenn das Eis gefährlich dünn wird, dann dreht er seine Pirouetten.“    (Peter Lenk)

und spielt damit auf Kontroversen um Walsers Haltung und Aussagen zur jüngeren deutschen Geschichte an.

Noch Jahre später zeigt sich Walser über die Karikatur fassungslos und unversöhnlich:

„Da wohnt man 30 Jahre in einer Stadt, und dann stellen sie einfach so etwas auf.“

(Martin Walser)

(Quelle Wikipedia)



Diese 3 Grazien stellen die Tochter, Frau und Schwiegermutter von Peter Lenk dar.





Schwiegermutter.




Hier das ganze Gedicht:

Gustav Schwab: Der Reiter und der Bodensee (1. Hälfte 19. Jahrundert)

Der Reiter reitet durchs helle Tal,
Auf Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.
Er trabet im Schweiß durch den kalten Schnee,
Er will noch heut an den Bodensee;
Noch heut mit dem Pferd in den sichern Kahn,
Will drüben landen vor Nacht noch an.
Auf schlimmem Weg, über Dorn und Stein,
Er braust auf rüstigem Ross feldein.
Aus den Bergen heraus, ins ebene Land,
Da sieht er den Schnee sich dehnen wie Sand.
Weit hinter ihm schwinden Dorf und Stadt,
Der Weg wird eben, die Bahn wird glatt.
In weiter Fläche kein Bühl, kein Haus,
Die Bäume gingen, die Felsen aus;
So flieget er hin eine Meil, und zwei,
Er hört in den Lüften der Schneegans Schrei;
Es flattert das Wasserhuhn empor,
Nicht anderen Laut vernimmt sein Ohr;
Keinen Wandersmann sein Auge schaut,
Der ihm den rechten Pfad vertraut.
Fort geht's, wie auf Samt, auf dem weichen Schnee,
Wann rauscht das Wasser, wann glänzt der See?
Da bricht der Abend, der frühe, herein:
Von Lichtern blinket ein ferner Schein.
Es hebt aus dem Nebel sich Baum an Baum,
Und Hügel schließen den weiten Raum.
Er spürt auf dem Boden Stein und Dorn,
Dem Rosse gibt er den scharfen Sporn.
Und Hunde bellen empor am Pferd,
Und es winkt im Dorf ihm der warme Herd.
»Willkommen am Fenster, Mägdelein,
An den See, an den See, wie weit mag's sein?«
Die Maid, sie staunet den Reiter an:
»Der See liegt hinter dir und der Kahn.
Und deckt' ihn die Rinde von Eis nicht zu,
Ich spräch, aus dem Nachen stiegest du.«
Der Fremde schaudert, er atmet schwer:
»Dort hinten die Ebne, die ritt ich her!«
Da recket die Magd die Arm in die Höh:
»Herr Gott! so rittest du über den See!
An den Schlund, an die Tiefe bodenlos,
Hat gepocht des rasenden Hufes Stoss!
Und unter dir zürnten die Wasser nicht?
Nicht krachte hinunter die Rinde dicht?
Und du wardst nicht die Speise der stummen Brut,
Der hungrigen Hecht in der kalten Flut?«
Sie rufet das Dorf herbei zu der Mär,
Es stellen die Knaben sich um ihn her.
Die Mütter, die Greise, sie sammeln sich:
»Glückseliger Mann, ja, segne du dich!
Herein, zum Ofen, zum dampfenden Tisch,
Brich mit uns das Brot und iß vom Fisch!«
Der Reiter erstarret auf seinem Pferd,
Er hat nur das erste Wort gehört.
Es stocket sein Herz, es sträubt sich sein Haar,
Dicht hinter ihm grinst noch die grause Gefahr.
Es siehet sein Blick nur den grässlichen Schlund,
Sein Geist versinkt in den schwarzen Grund.
Im Ohr ihm donnert's, wie krachend Eis,
Wie die Well umrieselt ihn kalter Schweiß.
Da seufzt er, da sinkt er vom Ross herab,
Da ward ihm am Ufer ein trocken Grab.

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